Mehrwegbecher: Der unbedruckte ist der umweltfreundlichste

Unbedruckte Becher

Es ist durch Studien belegt: Mehrwegbecher weisen gegenüber Einwegbechern eine viel tiefere Umweltbelastung aus. Immer mehr Veranstalter*innen setzen freiwillig auf die ökologischere Geschirrwahl – manche Gemeinden und Städte schreiben sie sogar vor. Gleichzeitig steigt auch der Trend zum Sponsoring von Mehrwegbechern. Was bedeutet das für die Nachhaltigkeit?

 

Ein Mehrwegbecher ist längst mehr als nur ein Becher: Individuell bedruckt wird er zum Give-away, das von Besucher*innen gern als Souvenir mit nach Hause genommen wird. Auch Sponsor*innen entdecken das Potenzial für «maximale Nähe zur Kundschaft» und so zieren ihre Logos immer öfters auch Mehrwegbecher. «Wir stellen einen Anstieg von gesponserten Mehrwegbechern fest», so Kaarina Riesen, Leiterin der Plattform saubere-veranstaltung.ch.

Keep it in the loop

Die Krux ist, dass Branding die Umweltverträglichkeit von Mehrwegbechern vermindert. Eine trinationale Studie verglich Mehrwegbecherszenarien und kam zum Schluss, dass Mehrwegbecher ohne Branding am umweltfreundlichsten sind (s. Roberts et al. 2022). Gebrandete Becher fallen früher als ideal aus dem Becherkreislauf und müssen ersetzt werden. Dies veranschaulicht die Grafik. Sie stellt die Umweltbelastung eines unbedruckten Mehrwegbechers dar, abhängig davon, wie oft er benutzt wird. Ist der Becher einmal hergestellt, braucht es für jede zusätzliche Nutzung nur einen geringen Reinigungsaufwand, was die Umweltbelastung pro Nutzung drastisch reduziert. Je länger ein Becher im Becherkreislauf bleibt, desto besser also für die Umwelt.

Umweltbelastungspunkte (UBP) pro Nutzung nach Methode der ökologischen Knappheit 2021 (MöK 2021). Je tiefer die Punktzahl, desto tiefer die Umweltbelastung. © Carbotech AG / Quelle: Ökobilanz von Einweg- und Mehrwegbechern

Gemäss Angaben von cup&more werden neutrale Mehrwegbecher durchschnittlich 150 Mal genutzt. Sind sie mit einem Veranstaltungslogo gebrandet, werden sie von vielen Gästen als Erinnerungsstück behalten. Nach Schätzungen von Expert*innen beträgt die Mitnahmequote je nach Veranstaltung zwischen 6,5 bis 25%. Für das Ersetzen dieser Verluste entstehen in der Produktion neue Umweltbelastungen. Im Idealfall werden die Becher zu Hause noch weiter zum Trinken genutzt und landen nicht gleich im Müll. Im schlechtesten Fall müssen bedruckte Becher aufgrund einer Sujetänderung frühzeitig aus dem Umlauf genommen . In diesem Fall muss der ganze Bestand ersetzt werden. Dabei wird die Umwelt bei der Herstellung von neuen Bechern und bei der Entsorgung belastet. Dieses Risiko wird durch das Branding mit Logos von Sponsor*innen erhöht.

Worauf Veranstalter*innen achten können

Aus Umweltsicht ist der Idealfall: neutrale Becher mieten, auf Branding verzichten. Ansonsten gilt es, Sujets so zu gestalten, dass Becher über mehrere Jahre bzw. circa 150 Mal verwendet werden können. Das heisst: kein Datum anbringen, keine Logos von Sponsor*innen und Partner*innen. Wer auf Bechersponsoring angewiesen ist, sollte langfristige Sponsoringverträge aushandeln und darin regeln, dass der Aufdruck über mehrere Jahre unverändert bleibt und keine Änderungen vorgenommen werden können. Eine Option ist auch, nur eine limitierte Auflage Becher mit Logo drucken zu lassen und den Restbedarf mit neutralen Bechern abzudecken.

Tanja Laube arbeitet bei der Carbotech AG. Das Unternehmen wurde 1987 in Basel gegründet und berät und seine Kund*innen auf ihrem Weg hin zu nachhaltigerem Wirtschaften sowie bei der Lösung von Schadstoffproblemen.

Siehe auch:

Kompostierbares Geschirr und Mehrweggeschirr im Umweltcheck

Ökobilanz von Mehrweg- und Einwegbechern an der Euro08

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